Freitag, 7. Juni 2013

Eigenreflexion zum Beitrag "Hochwasser in Dresden 2013 und die Rolle sozialer Medien"

Aus aktuellem Anlass möchte ich mich auch gern über die sehr beeindruckende und hilfreiche Wirksamkeit der Social Media in Dresden und Umgebung äußern. Dieser Post hat mich dazu angeregt, das ein bisschen zu reflektieren.

Ich bin wahnsinnig überrascht, über die unendliche, anhaltende Bereitschaft der Dresdner und mit welcher Selbstverständlichkeit viele jeden Tag, auch nach der eigenen Arbeit, nochmal anpacken und helfen.
Sehr hilfreich finde ich Seiten wie Fluthilfe Dresden auf Facebook, die sich vor nicht einmal einer Woche gegründet hat, jetzt aber schon über 47.000 Likes hat!
Die Koordination verläuft tatsächlich teilweise sehr chaotisch ab, da viele Leute viel posten und keiner Überprüft, was stimmt, wo wirklich Helfer gebraucht werden usw. Ich habe gestern sehr oft lesen müssen, dass Menschen nicht so recht wissen, wohin sie sollen, widersprüchliche Aussagen bzgl. Kapazitäten und Bwenötigung von Hilfe gemacht werden und am Ende keiner mehr weiß, wos lang geht. Allerdings werden diese Seiten auch nicht von offiziellen Stellen betrieben sondern von den Bürgern, die nah dran sind, einfach mehr tun wollen und die aktuellen Online Tools auch zu nutzen wissen. Ich selbst wusste beispielsweise nicht, dass man solche sehr nützlichen Infokarten über Google-Maps erstellen kann.
Ein interessanter Artikel der DNN-Online, in dem auch die Rolle von Facebook und Twitter hervorgehoben wird, ist hier zu finden. Dort wird gesagt, dass
bei der Jahrhundertflut 2002 [...] die sozialen Netzwerke noch in den Kinderschuhen gesteckt [hätten]. International würden Facebook und Twitter mittlerweile schon stärker bei Katastrophen eingesetzt - etwa bei dem Erdbeben in Haiti.
Wir sind alle schnell, weitläufig und grenzenlos verbunden, können uns austauschen, absprechen und das alles mit relativ kleinem Aufwand.
Kritisch sollte aber auch betrachtet werden, dass die Menschen oft helfen wollen, aber eigentlich nicht genau wissen, wie was ablaufen muss, um effektiv zu sein. In dem Artikel gibt es das Beispiel der nutztlosen Sandsackmauer auf einem der Deiche. Wenn vor Ort keine konkrete Anweisungen gegeben werden, kann noch so viel Ehrgeiz und Konnektivität in die völlig falsche Wirkungsrichtung umschlagen. Es fehlen Sandsäcke, die Helfer haben viel Energie verschwendet, die an anderer Stelle wichtiger gewesen wäre, es fallen zusätzliche Rückbauarbeiten an und dahinter verbirgt sich bei jedem Beteiligten eine ganze Menge Ärger.

Ich denke hier kommt das ganz normale, alltägliche Problem der Sozialen Medien durch. Alle machen mit und dadurch kommt eine hiesige Informationsflut auf uns zu. Aber keiner weiß genau, ob und welchen Informationen man trauen kann, ob vielleicht ein Missverständniss vorliegen kann oder sogar ein Troll dahinter steckt.
Irgendeine Hilfe - besser als gar keine Hilfe? // Source: pinselbube.de

Ein abschließender Gedanke noch zur Thematik der "jungen Helfer": Ich habe 2002 entfernt genug gewohnt, um nicht selbst vom Hochwasser betroffen zu sein. Trotzdem habe ich im Laufe der Jahre sehr viel von den Aufbauarbeiten mitbekommen. Ich denke viele junge Menschen wissen nicht mehr so viel vom Kampf gegen das Hochwasser 2002, aber sie wissen sehr wohl, wie viel Anstrengung und Ausdauer die Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau von Häusern, Straßen und der Infrastruktur kosten. Und um das alles zu schützen, was in den letzten Jahren von ihren Eltern und vielleicht auch von ihnen selbst wieder aufgebaut wurde, kämpfen sie mit großem Ehrgeiz und Willen gegen die Wassermassen. Und das schönste daran: Es kommt wirklich gute Stimmung auf unter den Helfenden, doch falls die Lage kritisch wird, kann trotzdem jeder schnell, konzentriert und effektiv anpacken.

3 Kommentare:

  1. Liebe Nicole,

    das ist eine sehr tolle Ergänzung zum Thema! Hab gar nichts hinzuzufügen. Sehe vieles ähnlich :)

    Ein Gedanke nur noch zum kopflosen Handeln. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das unbedingt nur an sozialen Medien liegt, die Informationsflut erzeugt. Vielleicht ist das auch einfach eine menschliche Eigenschaft, die immer bei solchen Aktionen zum Tragen kommt und durch soziale Medien nur sichtbar oder u.U. auch verstärkt wird?

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  2. Danke, freut mich sehr!

    Ich denke, dass die Menschen in der Hektik und Not dieser Situation vermuten, dass irgendeine Hilfe besser als gar keine Hilfe ist. Vor allem in der Dringlichkeit in der die Posts verfasst sind und bei dem Tempo in dem sie auftauchen, könnte diesr Eindruck entstehen.

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  3. Danke für die treffende Zusammenfassung. Ein bitterer Beigeschmack bleibt vielleicht.
    Zum einen sollte auch der Stadt oder in dem Fall die Stadt Dresden einmal darüber nachdenken, wie in solchen Fälle Hilfe organisiert werden kann, ohne auf kommerzielle Dienste angewiesen zu sein. Was passiert eigentlich, wenn Facebook zufällig mal eine Störung hat und kein Hochwasseropfer,-helfer sich organisieren kann? Facebook ist niemanden gegenüber verpflichtet seinen Dienst zuverlässig anzubieten.

    Zum anderen helfen Facebook & Co keinen Deut, wenn einmal der Strom ausgefallen ist. Dann funktioniert nämlich kein Handymast, kein Internet und auch kein Telefon.

    Beim 2011er Datenspurenkongress referierte Alexander Heidenreich darüber, was man tun müsste wenn der Strom ausfällt. Sein Fazit läuft darauf hinaus robuste und einfach handhabbare Technik einzusetzen. Ironischer Weise werden ebensolche Technologien (z.B. store & forward, freifunk) nicht selten in Entwicklungsländern eingesetzt.

    Abstract:
    http://datenspuren.de/2011/fahrplan/events/4606.de.html
    Vidoe vom Vortrag:
    http://ftp.c3d2.de/datenspuren/2011/ds11_4606_keepingthechannelsopen.mp4

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